SY Merlin auf Langfahrt

SY Merlin auf Langfahrt

Stretto di Messina - Corfu

22.07.
BAGNARA CALABRA

Nachdem feststeht, daß Chris ihren dritten Urlaubsabschnitt in Catania beginnen wird, entschließe ich mich, zunächst noch vor der Meerenge von Messina an einem festen Liegeplatz in Warteposition zu gehen, da das Geschehen am Ätna möglicherweise doch noch zu Änderungen der Reiseplanung führen kann.
Ich habe BAGNARA CALABRA, einen kleinen Fischerhafen etwa 8 NM nordöstl. des Einganges zur Stretto di Messina, ausgewählt. Bei Kurs 100° und eher leichten westl. Winden aber mitlaufendem Strom lasse ich noch einmal die felsige Küstenlandschaft NO-Siziliens an mir vorbei ziehen. Der Ätna ist von hier aus nicht zu sehen; der Blick in die Meerenge öffnet sich erst, als ich etwa Scilla (wo Yachten im kleinen Hafen nur ankern können) querab habe.
Von Westen kommend ist auch die Einfahrt nach Bagnara Calabra lediglich an der Steuerbordbefeuerung auf dem Molenkopf zu erahnen (das Backbordfeuer war während meines gesamten Aufenthaltes nicht in Betrieb).
Gleich hinter der Einfahrt können etwa fünf Yachten an der Kaianlage längsseits gehen, im übrigen 'gehört' der Hafen den Fischern einschl. Schwertfischfängern. Man liegt gut geschützt, es gibt weder Wasser, Strom noch Diesel, dafür viel Verpackungsmüll an Land und auch im Wasser, das aber sehr schön klar ist und vor der Einfahrt an einem Ministrand durchaus zum baden lädt; Ratten habe ich nicht gesichtet.
Abends, außer sonntags, wird Fisch verkauft, in den Ort geht man 15 Minuten (der Hafen ist Endpunkt der Straße). BC ist Bahnstation auf der Strecke Reggio di Calabria - Lamezia, es gibt keinen Motorroller- oder Autoverleih, auch keine Taxis aber ein Internet Centro (in der Via Roma, nur vormittags geöffnet).

Strecke: 41 SM

30.07.
RIPOSTO

riposto
Nach einer Woche 'hinter der Mauer' öffnet sich mir um kurz nach acht wieder der Blick aufs Meer, gegen 10.00 Uhr erreiche ich Pta. Pezzo und 6,8 kn Fahrt verdeutlichen, daß ich die Strömung richtig erwischt habe. Weiter in Richtung Messina allerdings treten immer häufiger kurzfristige Schwankungen auf: innerhalb weniger Minuten wechselt die SOG-Anzeige zwischen vier und sieben Knoten. Der Wind frischt deutlich auf, die Wasseroberfläche verändert sich mehrfach; überdies herrscht starker Fährverkehr zwischen Insel und Festland. Hier unter Maschine zu laufen, ist wohl empfehlenswert - zumal, wenn man alleine ist.
Ab mittags verstetigt sich der NO mit 5-6 Bf, später setze ich das Groß, sodaß wir bei kleiner Drehzahl flott Richtung Ätna geschoben werden. Von den im Hafenhandbuch des DSV beschriebenen drei Ankermöglichkeiten vor Taormina scheint mir die große südlich gelegene Bucht die problemloseste zu sein. Ich aber gehe nach RIPOSTO, wo es eine Schwimmsteg -Anlage mit wenigen Gastliegeplätzen gibt und man im übrigen vor Bug- oder Heckanker an die reichlich hohe Kaianlage gehen kann.
Mit dem Bau einer Marina für etwa 350 Boote wurde gerade begonnen. RIPOSTO ist kein Touristenziel und geht an der im oberen Teil des Ortes verlaufenden Bahnlinie in die Stadt Giara, die uns noch besser gefällt, über. Gute Zugverbindung an der Strecke Messina-Syracus nach Catania oder das ebenso einen Besuch lohnende Taormina. Internet Shop am Bahnhof. Wetter gibt's bei der Guardia Costiera unweit des Liegeplatzes.

Liegegeld: 20,00 Euro
Strecke: 46 NM

04.08
ROCCELLA IONICA

Weil es an der 'Stiefelsohle' vor Crotone praktisch nur einen für Sportboote geeigneten Hafen gibt (ACHTUNG! Entgegen den Angaben in der 2001-Ausgabe der 'Pagine Azzuro' von AGIP kann SALINE IONICHE wegen völliger Versandung der Einfahrt nicht mehr benutzt werden!!!), müssen wir einen mindestens 15-stündige Schlag auf uns nehmen. Los geht's ohne Wind um 06:20 Uhr Richtung Calabrien und Cabo Spartivento (42 NM), nach zweieinhalb Stunden gibt's dann für etwa 120 Minuten 4-5 Bf aus Nordost und das war's dann auch für den Rest des Tages. Dennoch ist die Küstenfahrt recht schön mit wechselnden Landschaftsbildern, Abendstimmung und Nachtfahrt vor ROCCELLA IONICA. Im übrigen hat 'Merlin' um 19:55 Uhr - Chris geht Ruder - 4.000 SM im Kielwasser (schade, daß während der Fahrt an Bord Alkoholverbot gilt...). Chris' erste Nachtansteuerung endet in einem Fischerhafen, der zu einer veritablen Marina ('MARINA DELLE GRAZIE') erweitert wurde, die allerdings noch nicht offiziell in Betrieb genommen ist.
Dementsprechend gibt es trotz aller vorhandenen Installationen an den Fingerstegen nur Wasser (an den Stegen an der Mole noch nicht mal das). Für's leibliche Wohl sorgt ein Restaurationsbetrieb, bei dem man auch für 1,50 Euro Schlüssel für die Duschen erhält. Vormittags (2x) und am Spätnachmittag (1x) fährt ein kostenloser Shuttle in die ganz nette Stadt, wo man dann jeweils gut eine Stunde Zeit zum Einkaufen hat. Dieselbestellungen werden bei der Guardia Costiera/Capitaneria auf der Anlage entgegen genommen und an einen Betrieb weitergeleitet, der dann bei ausreichender Liefermenge per Minitruck mit Kanistern und Fässern am Nachmittag zur Auslieferung an den Steg kommt; Literpreis über 2.000 Lit.
Bei uns klappte das nicht; da wir unter Termindruck standen, half uns schließlich der junge Mitarbeiter im neu eröffneten und noch im Aufbau befindlichen Info-Center. Er fuhr uns mit seinem Privatwagen zur Tankstelle, wo wir sieben 10l-Kanister mit Diesel befüllten und brachte uns die Fracht ans Boot.
Derartiger Hilfsbereitschaft sind wir häufiger begegnet. In Rocchella Ionica liegt auch die TO-Yacht 'Early Bird'.

Strecke: 72,6 NM

08.08.
CROTONE

Weil uns in Roccella Ionica die Zeit ein wenig weggelaufen ist, entschließen wir uns nach Lösung der Dieselproblematik zu einem Nachttörn. Wir gehen gegen 21:30 Uhr bei nahezu Windstille raus.
Nach gut 10 NM bewahrheitet sich der Hinweis eines französischen Skippers auf mögliche Wetterwechsel ab Pta. Stilo; sehr schnell gibt's einen NW 5, häufig auch 6 Bf, der uns bis in den Morgen hinein begleitet.
Mittags erreichen wir den Porto Vecchio von CROTONE, tanken und nehmen das gleichzeitig angebotene Trinkwasser auf. Statt an die öffentlichen Kaianlagen (mit Moorings) zu gehen, entscheiden wir uns für einen Liegeplatz an den Schwimmstegen des Lega Navale (abends hätten wir den wohl nicht mehr bekommen).

Liegegeld: 16,00 Euro
Strecke: 62,6 NM

09.08.
S.MARIA DE LEUCA

In einer weiteren Nachtfahrt wollen wir den Golf von Taranto überqueren, um S.MARIA DE LEUCA (an der 'vorderen Kante des Absatzes') zu erreichen. Es wird eine komplette Motorfahrt, der zwischenzeitliche aufkommende nördliche Wind mit um die 4 Bf ist nur von geringer Beständigkeit.
Als wir Freitagmittag in den Hafen einlaufen, wimmelt es um uns nur so von Motorflitzern unterschiedlichster Provenienz.
Am wuseligsten wird's an der Tankstelle, die in der hintersten Ecke des schlauchförmigen alten Hafens liegt. Aber erstens ist es windstill und zweitens drängelt sich alles irgendwie zurecht. Und wir sind zufrieden, mit gefülltem Tagestank an einem der Schwimmstegplätze (mit Mooring) festmachen zu können. Die Marina wird von der Kommune betrieben; es gibt einen Bürocontainer für's kassieren, sowie eine Dusche und eine Toilette im Polyester-Behälter (Bauklo-Prinzip).

Liegegeld: 35,00 Euro
Strecke: 71,1 NM

11.08.
ERIKOUSA

erikousa
Um 07:30 Uhr verlassen wir letztmalig einen italienischen Hafen und nehmen Kurs auf die pontinischen Inseln mit Ziel ERIKOUSA; von dort ist es dann nur noch ein relativ kurzer Schlag nach Corfu, unserem Abflugort für die gemeinsame Rückreise nach Deutschland.
Um 10:20 Uhr, 13,5 NM ostwärts Cabo Leuca holen wir mit etwas Wehmut die italienische Gastlandflagge ein. Sieben Stunden später und nach insgesamt 47,7 NM haben wir die Nordspitze von Othoni, der westlichsten der griechischen Inseln, an Steuerbord querab. Jetzt kommt auch raumer Wind um die 5 Bf auf, sodaß wir auf den letzten knapp 10 NM bis Erikousa flott voran kommen und in der einzigen geeigneten Bucht vor der kleinen Siedlung mit italienisch beeinflußter Architektur in Ruhe über vier Meter Wasser den Anker in den Sand fallen lassen können.
Wenig später legt der Wind deutlich zu, es wird eine zwar unruhige aber für uns zwischenfallfreie Nacht. Daß am Sonntag keine Touriboote von Corfu rüber kommen und das Strandrestaurant seine Schirme eingepackt lässt, macht den Wetterbericht überflüssig. Immerhin komme ich trotz Brandung mit Alex halbwegs trocken an Land und am Nachmittag ist auch ein Spaziergang drin.
TO-Yachten 'Baltic Swan' und 'Inga' liegen vor Buganker und mit diversen Achterleinen beim kleinen Anleger für die Ausflugsboote, sind dort aber auch nicht zufriedener als die Ankerlieger.
Oberhalb des Strandes steht in unmittelbarer Nähe des Glockenturmes ein Sanitärgebäude mit Aussen- und Innenduschen sowie Toiletten, das einen sehr guten Eindruck machte.

Strecke: 57,5 NM

13.08.
MARINA GOUVIA / CORFU

gouvia

Es ist wolkenlos, der Luftdruck steht weiterhin bei 1007 hp, in der Bucht weht der NW mit 3-4 Bf, das Navtex-Wetter liest sich nicht beonders freundlich, wir telefonieren schon mal wegen möglicher Flugumbuchungen. Aber: am Strand werden die Schirme aufgestellt, das erste Ausflugsboot legt voll beladen an.
Also gehen wir um 13:30 Uhr Anker auf und siehe da: wir haben eine sehr angenehme (weil Welle von achtern) Fahrt unter Motor und Segeln Richtung albanische Küste und dann durch die Enge von Corfu, bekommen einen ersten Eindruck von üppiger Vegetation und herrlichen Buchten an der NO- und O-Seite der Insel. Um 19:30 Uhr machen wir, nachdem wir noch außerhalb der Anlage eingewiesen wurden, in der MARINA GOUVIA / CORFU fest. Landschaftlich erinnert einen diese Bucht tatsächlich an einen Schweizer See, marinamäßig fällt mir Alicante ein.

Liegegeld: 27,70 Euro (1.10.-31.3. 14,20 Euro)
Strecke: 29,5 SM