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TÖRNABSCHNITT TÜRKEI I
( LIMNOS - ISTANBUL - TÜRK. SCHWARZMEERKÜSTE BIS AKCAKOCA )
Vorab eine kleine, unvollständige Aufzählung von Dingen, die uns in der Türkei
auffielen (so, wie wir sie erlebten): |
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allgemeine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, große Offenheit, trotz wenig
verbreiteter Fremdsprachenkenntnisse immer um Verständigung bemüht,
keine Vorbehalte gegenüber Deutschen, viele Türken sind an der Meinung
über ihr Land interessiert |
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die Menschen sind auffallend gut/korrekt gekleidet, große ‚individuelle'
Sauberkeit (Geschäfte, Lokale, Personen); die Umwelt-Sauberkeit ist noch
sehr unterentwickelt, soll sich aber schon zum Positiven entwickelt haben
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· einkaufen macht Spaß: das Preisniveau ist für uns sehr günstig, Geschäfte
haben sehr lange geöffnet und das rund um die Woche und ohne
Mittagspause;
auf Märkten gibt's eine große Auswahl, es besteht im Bereich der kleinen
Geschäfte eine starke Spezialisierung (z.B. Läden nur mit BHs oder nur
mit Wasch- und Reinigungsartikeln), es dominieren die Branchen Textilien,
Friseure, Taxen, Gastronomie; Alkoholika gibt es in Spezialgeschäften, das
Angebot an Käsesorten ist sehr begrenzt, Wurst sollte man zunächst nur in
Testmengen kaufen
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Lokale haben meistens eine Vitrine, aus der man seine Auswahl treffen kann,
es wird zwischen Vorspeisen und Hauptgang unterschieden; leer gegessene
Teller werden sofort abgeräumt, alkoholische Getränke gibt es nicht in allen
Lokalen
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der öffentliche Personennahverkehr ist gut ausgebaut und organisiert,
Sammeltaxis (Dolmus) halten überall auf ihrer Strecke
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· internet shops gibt es auch in kleinen Orten, für uns sehr preisgünstig,
technisch nicht immer ganz aktuell
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· die Türken sind insgesamt eher ruhige Leute und bekanntermaßen
Fußballfans, in der Öffentlichkeit bleiben Männer und Frauen zumeist unter
sich, das öffentliche religiöse Leben ist nicht besonders auffällig
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05.06.
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MYRINA / LIMNOS nach CANAKKALE / Dardanellen
Um vormittags in Canakkale einzutreffen, legen wir um 17.00 Uhr in Myrina ab. Wetterbedingt können wir nur unter Maschine laufen und erreichen deshalb die Einfahrt in die Dardanellen (von SW) bereits gegen 05.00 Uhr. Abgesehen von einigen Fähren, die unseren Kurs
queren, bleibt der Verkehr gut überschaubar. Die Strömungsverhältnisse erweisen sich als deutlich weniger dramatisch, als vorhergesagt, häufig ist Neerstrom nutzbar. Nach 15:30 h machen wir in der Canakkale
Municipality Marina um 08.30 Uhr fest. Die Anlage verfügt über etwa zehn Gästeplätze mit Moorings, Strom, Wasser, Restaurant, einer Naßzelle (die gut in Ordnung gehalten wird), Tankstelle und liegt unmittelbar an der Uferpromenade.
Zur Beantragung des Transitlog sucht man fünf verschiedene Dienststellen auf, die innerhalb eines Radius von weniger als 1.000m gelegen sind. Dank einer präzisen Wegebeschreibung, die wir von einem Einheimischen (Mustafa*) erhielten, der lange in Deutschland lebte und eine deutsche Frau hat, hatten wir die Behördengänge innerhalb von 90 Minuten erfolgreich erledigt. Bei allen Dienststellen wurden wir sehr zuvorkommend behandelt, niemenden interessierte, woher wir einreisten (die Aussage, man müsse sich unbedingt in Griechenland ausklarieren, war also unzutreffend - schade, wir wären gerne über
in die Türkei gekommen).
Strecke: t3,6 sm
Liegegeld: 11 Mio. TL / ca. 7,00 Euro (ohne Strom und Wasser, die unverhältnism. teuer sind)
Transitlog: ca. 40 Euro (gültig für 12 Monate)
*) Anmerkung zu Mustafa: der hochgewachsene Mittdreißiger hat's
offensichtlich mit deutschen Seglern. Am Tag unserer Ankunft war er uns noch sehr behilflich, stand aber bereits mit dem Eignerpaar einer
neben uns liegenden Alubat-Yacht in engem Kontakt und begleitete
diese zusammen mit seiner Frau auf deren Törn nach Bozcaada;
abends ließ sich das ‚Ehepaar Mustafa' von Freunden per PKW
wieder zurück nach Canakkale bringen.
Warum erwähne ich das? Als wir einige Wochen später wieder nach
Canakkale kamen, lief haargenau die gleiche Nummer mit den Eignern
der deutschen Schöchel-Yacht ‚Flight of Time' ab.
Mustafa betreibt in Canakkale bei der Uni ein Wohnheim für
Studentinnen und zeichnet sich neben seiner Hilfsbereitschaft durch
prahlerische Selbstdarstellung aus. Seine Eigenart, engen Kontakt zu
Langfahrern herzustellen, die er aufgrund der Bootsklassen vielleicht
zu den ‚Besserverdienenden' rechnet, läßt es mir ratsam erscheinen,
ihm nicht die Heimatadresse zu geben. Aber wahrscheinlich liege ich
mit meinem Argwohn völlig daneben....sorry
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08.06.
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08.06. CANAKKALE nach GELIBOLU
Nachdem wir die ‚Windungen' der Dardanellen oberhalb unseres
Ausgangshafens hinter unsgebrachr haben und südwestliche 4-5 Bf
wehen, geht's auf raumen Kursen bei flotter Fahrt Richtung Marmara
Meer. Erst, als wir unterhalb von Gelibolu die Fahrwasser queren wollen,
nehmen wir vorsorglich die Maschine zu Hilfe, denn die abwärts fahrende Berufschifffahrt nähert sich doch recht zügig an.
Gegen Abend hat der Wind so stark aufgefrischt, daß kräftiger Schwell
in den kleinen Handelshafen von Gelibolu steht und wir wenig Neigung
zum Tanz an der Kaimauer verspüren. Bleibt nur der Fischerhafen mit
seiner wenige Meter breiten Einfahrt neben dem Fähranleger. Hier kann
man mit unseren 1,60 Tiefgang nur unmittelbar an Backbord neben der
Einfahrt vor dem Restaurant längsseits gehen; aber da liegt ein Fischer.
Der hat allerdings trotz unseres Hundes nichts gegen ein Päckchen -
Glück gehabt. Und als wir später vom Abendessen zurück kehren, ist
unser ‚Gastgeber' ausgelaufen und hat ‚Merlin' an seiner statt an der
Restaurantmauer vertäut.
Strecke: 22,7 sm
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09.06
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09.06. GELIBOLU nach MÜREFTE
Etwa 20 Gehminuten hinter M. befindet sich der neu erbaute Fischer
und ‚Sportboothafen', ein großes Rechteck mit ordentlichen Wellen
brechern und rundum befahrbaren Kaimauern. Die befeuerte Einfahrt
mit versetzt angeordneten Begrenzungsmauern liegt an der südöstlichen,
dem Ort zugewandten Schmalseite des Hafenbeckens; für deren ungefähre Mitte haben wir auf der gedachten Verbindung zwischen
den Feuern die Koordinaten N 40° 40,42 E 27° 16,00 ermittelt.
Abgesehen von Bogenlampen und einem Pförtnerhäuschen mit Einfahrt
schranke, verfügt die Anlage über keinerlei Installationen für Sportboote.
Mit genügend langem Kabel kommt man an der Landseite an Strom, sollte aber hinsichtlich der Erdung eher skeptisch sein. Der Hafen wurde
im 1.Quartal 2002 zur Verwaltung an die örtliche Fischer-Kooperative übergeben. Deren Vorsitzender ist Kemal Ergene, ein sehr engagierter Mann, der mit Familie in Mürefte lebt, mit seiner Firma Sudak einen Blutegel-Export betreibt und hervorragend deutsch spricht. Seinem
Bemühen, den Hafen für Sportbootfahrer attraktiv zu machen, sind enge
Grenzen gesetzt, da praktisch jedes Engagement in Ankara genehmigt werden muß und natürlich auch widerstreitende Interessen z.B. unter den
Fischern oder den Kommunalpolitikern zu berücksichtigen sind.
Wir machten (auf Anweisung) am Kai gegenüber der Einfahrt vor Heck-anker fest. Am nächsten Vormittag mußten wir das Frühstück abbrechen,
als plötzlich aufkommender Wind in die Einfahrt stand, der Anker auf Drift ging (die Wassertiefe betrug nicht vier sondern mindestens sechs
Meter), wir längsseits an den mit Autoreifen bewehrten Kai gedrückt
wurden und zusätzlich damit beschäftigt waren, Sportboote einheimi-scher Nachbarlieger auf Distanz zu halten. Fazit: am landseitigen Kai
ist man längsseits liegend besser aufgehoben.
Die Gastfreundschaft war super und Mürefte selbst ist ein uriger, kleiner
Badeort.
Strecke: 32,5 sm
Liegegeld: 2,5 Mio. TL (1,70 Euro)
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11.06.
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MÜREFTE NACH ASMALI / INSEL MARMARA
Ein schöner Halbtagestörn rüber zur Insel Marmara und an deren
Südküste entlang zur Südost-Ecke mit dem ziemlich naturbelassenen
Fischerdörfchen Asmali. Zwischen den Booten der Einheimischen und
einem stattlichen Trawler, der die Fangpause für Wartungsarbeiten nutzt,
sind noch einige Meter mehr als unsere Bootslänge zum längsseits gehen frei - der Teil der Kaje gleich hinter dem Molenkopf ist zwar
verlockend, aber wegen der flach gehenden Steinschüttung fatal.
Wenn man den Hafen Richtung Ort verläßt, gibt's gleich im ersten
Gebäude am Ende des Hafenbeckens einen Gastro-Fischer, der aus
verschiedenen Styroporboxen Zutaten für ein leckeres, preisgünstiges
Fischmenue angelte - übrigens das einzige Haus dieser Art am Platz.
Außerdem empfehlenswert: ein morgendlicher Spaziergang über einen
Höhenweg Richtung Osthuk.
Strecke: 23,5 sm
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12.06.
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ASMALI nach SILIVRI
Weil uns die ‚direttissima' nach Istanbul zu lang erschien, entschlossen
wir uns zum Schlag rüber nach Silivri. Nahezu Windstille, glatte See,
Gewitterstimmung; also ein reiner Maschinentörn. Eine halbe Stunde
vor fahrplanmäßiger Ankunft gibt's Wind - leider findet sich in der
zweiköpfigen Crew niemand, der noch Lust verspürt, Segel zu setzen.
Wieder müssen wir uns zwischen zwei Päckchen aus pausierenden
Trawlern klemmen; Platz an einem Jetty wäre auch noch gewesen,
aber da hätten wir eine Leiter gebraucht, um an Land zu kommen.
Silivri ist eine Mittelstadt mit Fischer- und Handelshafen, man bemüht
sich erfolgreich, um den Hafen herum Freizeitatmosphäre zu schaffen.
Kleiner Beleg für türkischen Geschäftssinn: wir haben noch nicht
richtig fest gemacht, da will uns schon ein etwa zehnjähriger Junge
Sesamkringel verkaufen. Ich zeige ihm, daß wir nur großes Geld haben.
Er versteht und geht; nach etwa 20 Minuten ist er mit Wechselgeld wieder zurück...
Strecke: 37,1 sm
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13.06.
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SILIVRI nach ISTANBUL
Na also, geht doch: Wind und Richtung stimmen, wir können entlang
der Küstenlinie bei flotter Fahrt Kurs auf Istanbul nehmen. Gewaltige
Hochhaussiedlungen und ein zunehmend dichter werdendes Feld von
auf Reede liegenden Handelsschiffen lassen die Metropole ahnen. Als
wir die Einflugschneise queren, schweben die Flieger so tief ein, daß
Bordhund Alex sogar die Ungetüme verbellt (mit Erfolg...).
Kranich-Gabi, die auch segelt und nach Istanbul gekommen ist, um
Co-Skipper Flieger-Bernd abzuholen, hat für uns im großen Fischer-
und Fährhafen Yenikapi ‚Quartier gemacht'. Wir gehen vor Heckanker so dicht wie möglich an die Steinschüttung des Wellenbrechers und benutzen das Dinghi, um die letzten Meter bis an Land zu überbrücken.
Neben uns liegt die 25m-Ketch ‚Sürgü', die für die Blaue Fahrt im
Revier um Bodrum klar gemacht werden soll. Eigner/Skipper Mahmut
ist sehr entgegenkommend und sorgt sich durch Übernahme von Leinen
um unser sicheres Liegen. Ansonsten um uns herum eine Armada von Fischtrawlern in Zwangspause und entsprechend gewöhnungsbedürfti-ges Flair. Aber direkt gegenüber auch die Blaue Moschee,kontrastreicher kann ein Liegeplatz wohl nicht sein.
Strecke. 36,1 sm
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16.06.
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I-YENIKAPI über PRINZENINSEL HEYBELIADA zur MARINA ATAKÖY
Nach erlebnisreichen Tagen in dieser faszinierenden Stadt (Chris hat es
nicht bereut, ihren Geburtstag hier zu begehen), wollen wir vor dem
Crewwechsel sowie dem Ende von Chris' Stipvisite noch etwas auf dem
Wasser unternehmen. Wir entscheiden uns aus denOptionen‚Bosporus'
oder ‚Prinzeninseln' für letztere, weil sie ja gemäß nautischer Literatur
so toll sein sollen. Wir wählen Heybeliada und ankern dort in der Bucht Camhinani - angesichts des dortigen Trubels (Sonntag!) eher ein Albtraum. Zwei Tage später weiß ich, daß ein Trip in den Bosporus hinein die eindeutig bessere Wahl gewesen wäre.
Wir gehen wieder auf die europäische Seite und dort in die Ataköy
Marina, eine gepflegte, gut organisierte full-service-Anlage. In die
Innenstadt kommt man entweder per Taxi ( 5 Mio.TL, 20 Minuten)
oder mit der S-Bahn, deren Station man nach 20minütigem Fußweg
erreicht und die etwa viertelstündig fährt. Zum Flughafen geht's auch
per Taxi (5 Mio. TL, 20 Minuten).
Strecke: 23,0 sm
Liegegeld: 21,00 Euro/Tag
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18.06.
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ATAKÖY MARINA >> BOSPORUS
Gestern war Crew- und Bettwäschewechsel. Der Bajuware Kurt, ein
alter Knabe wie ich, hat für Flieger-Bernd die Achterkajüte bezogen und
ist entschlossen, es mit mir und Alex sechs Wochen lang auszuhalten.
Wir kommen schnell überein, doch mal einen Blick ins Schwarze Meer
zu werfen, wissend, daß das zu einer Streckenwiederholung führen wird.
Mittags trennen wir uns von unserer Edel-Marina, erreichen wieder den
Yenikapi-Hafen (sehen an ihren Masten, daß ‚Sürgü' noch dort liegt),
motoren an der Minarett-Line von Istanbul und dem Topkapi-Hügel
vorbei und suchen uns ans europäische Ufer ‚gekuschelt' einen mög-
lichst günstigen Kurs in Hinblick auf einerseits das Fähren- und
Ausflugsdampfer-Gewusel, andererseits die Strömungsverhältnisse.
Nur an wenigen Stellen bleiben wir fast stehen, kommen aber durch-
schnittlich doch mit vier Knoten bergan (80 PS für 12 ts sind eben
schon ganz nützlich). Landschaftsbild, Prachtarchitektur, Schiffsverkehr
und alles natürlich bei strahlendem Sonnenschein - ein Erlebnis der besonderen Art. Unmittelbar nach der zweiten Bosporus-Brücke gehen
wir auf der asiatischen Seite in die kleine Bucht Kanlica Koyu, rundum begrenzt von Privatbesitz. Wir legen uns an eine Mooring-Boje, die uns keinen benutzten Eindruck macht, müssen aber wegen fehlenden Schwoiraumes eine Landleine zu einem der Villen-Grundstücke ausbringen; das wird von den gut englisch sprechenden Besitzern toleriert. So haben wir hier eine Loge für ‚Bosporus bei Nacht'; da stört dann auch nicht der gelegentliche Schwell, den eher die Ausflugsdampfer als die vorbeiziehenden großen Pötte verursachen.
Strecke: 13,4 sm
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19.06.
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KANLICA KOYU / BOSPORUS nach POYRAZ
Vormittags statten wir nach einem halbstündigen Fußweg auf der Uferstraße dem Hydrografischen Institut auf dem Marineareal in Cubuklu einen Besuch ab, um Seekarten zu beschaffen. Es geht alles top
secret aber sehr zuvorkommend zu.
Den Fischerhafen von Poyraz am Ausgang des Bosporus erreichen wir
nach weiteren zweieinhalb Stunden unter Motor; der Anker fällt bei fünf
Metern über Sand. Poyraz ist ein wenig aufregendes Dorf, aber vom
höher gelegenen Teil der Siedlung hat man einen schönen Ausblick über
den Hafen und den Schiffverkehr auf Bosporus und ins Schwarze Meer
hinein.
Strecke: 9,2 sm
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20.06.
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20.06. POYRAZ nach SILE
Mittags gehen wir Anker auf, laufen die kurze Restdistanz auf dem
Bosporus unter Maschine und können, nachdem wir ‚nach rechts ins
Schwarze Meer abgebogen' sind, Segel setzen. Nördliche Winde und
eine eher kurze Welle erweisen sich in der nächsten Zeit als typisch für
diese Region in dieser Jahreszeit.
Sile ist eine Mittelstadt, überwiegend ‚on top' einer Steilküste gelegen;
der Fischerhafen bietet an der seeseitigen Kaje (hinter einem mächtigen
Wellenbrecher, der für Schlechtwetter nichts Gutes ahnen läßt) gute
Liegemöglichkeiten für Sportboote - man scheint willkommen zu sein.
Allerdings: Strom, Wasser, Diesel = Fehlanzeige. Stattdessen wetteifern
abends mehrere Discos um die höchste Lärmemission; schade, denn
ansonsten ist Sile - auch vom Hafenambiente her - ein netter Platz.
Strecke: 23,6 sm
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22.06.
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SILE nach KEFKEN
Für heute ist mal wieder motoren angesagt, niedrige, an Fantasiegebilde erinnernde Felsformationen bestimmen das Bild der Küstenlinie; dahinter dominiert Grün und die Besiedlung ist spärlich. Agva bietet wohl einen kleinen Hafen, in den wir gerne mal hineingeschaut hätten. Von See aus läßt sich leider nichts erkennen, ein gerade heim kehrender Fischer animiert uns gestikulierend, ihm zu folgen - unsere Skepsis behält die Oberhand. So ankern wir östlich des Ortes in einer der wenigen Buchten, die zumindest für einen Badestop geeignet erscheinen und zur See hin (durch eine Felsgruppe) geschützt sind: Kilimli Koyu.
Bevor wir unser Tagesziel Kefken erreichen, schauen wir in die wenige Meilen davor gelegene Bucht Kerpe Koyu (N 41°09,4 E 30°11,5) und
beschließen, hier zu übernachten. Der Anker fällt in Verlängerung der hölzernen Slipstege in etwa querab der auffälligen, roten Kugelboje über
Sand bei fünf Metern. Kerpe Koyu ist ein Badeort für den regionalen
Tourismus, Einheimische aus dem Hinterland haben hier ihre Zweithäu-ser. Auch als Segler kann man's hier gut aushalten (solange der Wind nicht aus dem 3. oder 4. Quadranten weht).
Strecke: 28,3 sm
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23.06.
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KERPE KOYU nach AKCAKOCA
Vorbei an unserem ursprünglichen Zielhafen Kefken steuern wir die
nordwestlich vorgelagerte Insel Kefken Adasi an, auf der sich die in
der Literatur erwähnte Ferienanlage offensichtlich nicht mehr befindet.
Das von drei Wellenbrechern gebildete Hafenbecken macht einen recht
verwaisten Eindruck. Wir halten uns in der Passage zwischen Festland
und Insel deutlich von der Küste abgesetzt, da das letzte Erdbeben zu
einer Veränderung der Wassertiefen geführt haben soll - Schaumköpfe
passen zu dieser Information. Im Gegensatz zum vorangegangenen
Küstenabschnitt führt der Kurs entlang einer leicht hügeligen, grünen, mit ausgedehnten Strandstreifen versehenen Landschaft und die Besiedlung bleibt dünn. Das Wasser ist eher trüb, so, wie sich dieses Meer schon seit dem Bosporus präsentiert hat.
Mit Blick darauf, daß unser Ausflug an die Schwarzmeerküste ja kein
Rundkurs ist, bestimmen wir Akcakoca zum Endpunkt des Törns. Hier
möchte ich überdies die Schlußphase der Fußball-WM erleben; Kurt
muß das ertragen und in Akcakoca ist das auch zumutbar. Diese mittel-
große Stadt, wirtschaftlich neben der Fischerei stark vom Haselnußan-
bau bestimmt, hat ebenfalls etwas für den Tourismus getan. Außerdem
steht hier eine außergewöhnliche, weil sehr moderne Moschee, von der
es mit dieser Architektur eine weitere nur in Islamabad geben soll.
Wir gehen am Kai gegenüber der auf der Westseite gelegenen Einfahrt
längsseits und sind schon bald Besichtigungs- und Gesprächsthema.
An einem der folgenden Tage interviewt uns eine Lokalredakteurin der
‚Hüriyet' (Dolmetscher erforderlich, da die junge Dame keine gängige
Fremdsprache beherrscht). Wir unternehmen einen sehr interessanten
Ausflug ins Hinterland. Bevor auf West drehender Wind unser Boot gefährdet, warnen uns Fischer und sorgen noch am späten Abend für einen geschützten Liegeplatz in ihren Reihen. Ich gönne mir das längst
fällige Erlebnis eines Haarschnittes und zahle für eine Leistung, die
eher über der hier gewohnten liegt, 15% des bei meiner Dorf-Friseuse
üblichen Honorares.
Strecke: 45,4 sm
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DER FOLGENDE TÖRNABSCHNITT FÜHRT ZURÜCK NACH ISTANBUL,
ZUM SÜDEN DES MARMARAMEERES UND WIEDER IN DIE ÄGÄIS. VOR-
WIEGEND ENTLANG DER TÜRKISCHEN KÜSTE GELANGEN WIR IN DIE
BUCHT VON IZMIR. NACH UMRUNDUNG VON KARABURUN ERREICHEN
WIR DIE REGION CESME UND VON DORT - MIT ABSTECHER NACH SAMOS - KUSADASI.
DEN WEITEREN REISEVERLAUF MARKIEREN DIE STATIONEN SAMOS
- ARKI & LIPSO - KALYMNOS - BODRUM - GOLF v. GÖKOVA - NISIROS -
GOLF v. HISARÖNÜ - ORHANIYE - MARMARIS.
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