SY Merlin auf Langfahrt

SY Merlin auf Langfahrt

TÖRNABSCHNITT TÜRKEI II - 2002 ( ISTANBUL - MARAMARA MEER - DARDANELLEN - BOZCAADA - TÜRK. ÄGÄISKÜSTE MIT LESBOS - GOLF V. IZMIR )


Vorab eine kleine, unvollständige Aufzählung von Dingen, die uns in der Türkei auffielen (so, wie wir sie erlebten):


allgemeine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, große Offenheit, trotz wenig verbreiteter Fremdsprachenkenntnisse immer um Verständigung bemüht, keine Vorbehalte gegenüber Deutschen, viele Türken sind an der Meinung über ihr Land interessiert


die Menschen sind auffallend gut/korrekt gekleidet, große ‚individuelle' Sauberkeit (Geschäfte, Lokale, Personen); die Umwelt-Sauberkeit ist noch sehr unterentwickelt, soll sich aber schon zum Positiven entwickelt haben


· einkaufen macht Spaß: das Preisniveau ist für uns sehr günstig, Geschäfte haben sehr lange geöffnet und das rund um die Woche und ohne Mittagspause;
auf Märkten gibt's eine große Auswahl, es besteht im Bereich der kleinen Geschäfte eine starke Spezialisierung (z.B. Läden nur mit BHs oder nur mit Wasch- und Reinigungsartikeln), es dominieren die Branchen Textilien, Friseure, Taxen, Gastronomie; Alkoholika gibt es in Spezialgeschäften, das Angebot an Käsesorten ist sehr begrenzt, Wurst sollte man zunächst nur in Testmengen kaufen


Lokale haben meistens eine Vitrine, aus der man seine Auswahl treffen kann, es wird zwischen Vorspeisen und Hauptgang unterschieden; leer gegessene Teller werden sofort abgeräumt, alkoholische Getränke gibt es nicht in allen Lokalen


der öffentliche Personennahverkehr ist gut ausgebaut und organisiert, Sammeltaxis (Dolmus) halten überall auf ihrer Strecke


· internet shops gibt es auch in kleinen Orten, für uns sehr preisgünstig, technisch nicht immer ganz aktuell


· die Türken sind insgesamt eher ruhige Leute und bekanntermaßen Fußballfans, in der Öffentlichkeit bleiben Männer und Frauen zumeist unter sich, das öffentliche religiöse Leben ist nicht besonders auffällig

29.06. - 03.07.
Im Bosporus

Von AKCAKOCA / SCHW. MEER zurück nach ISTANBUL

Nach einwöchigem, erlebnisreichen Aufenthalt in Akcakoca gehen wir zurück nach Istanbul, genießen noch einmal die Fahrt durch den Bosporus und gönnen uns natürlich einen weiteren Bummel durch die Metropole am Goldenen Horn. Wir nutzen die gleichen Liegeplätze wie auf der Hinreise (s. Törnabschnitt Türkei I), brauchen allerdings im Bosporus nicht zu pausieren, da die ‚Talfahrt' natürlich viel schneller verläuft.

05.07.
'Modernes Minarett' vor Blauer Moschee und Hagia Sophia

ISTANBUL / Marina Ataköy nach ESENKÖY

Nachdem die ‚Bugsier-Crew' der Marina uns mit ihrem Schlauchboot wegen des ziemlich geringen Manövrierraumes zwischen den Stegen aus der Fingersteg-Box geholfen hat, gehen wir noch an die Tankstelle und verabschieden uns dann mit einem Dank für die ordentliche Betreuung beim Kontrolltower. Mit um die 4 Bf aus Nord queren wir unter Groß und Genua zügig das Verkehrstrennungsgebiet und erreichen nach etwa fünf Stunden Esenköy an der SO-Küste des Marmara Meeres.
Das Fischerdorf hat sich offenbar auf regionalen Tourismus eingestellt, Sportboote können längsseits festmachen;die örtlicheFischerkooperative knöpfte uns dafür ohne weitere Gegenleistung10 Mio. TL, also immerhin mehr als 6 Euro ab. Im Eiscafé ‚Panorma'mit seinem ausgezeichneten Angebot habe ich beim familiären Plausch klar gemacht, daß uns dieses Geld natürlich für den Konsum im Ort fehlt...

Strecke: 23,2 sm
Liegegeld: 10 Mio. TL (> 6,- Euro)

06.07.
Zeytinbagi

ESENKÖY nach ZEYTINBAGI (TIRILYE)

Dieses Ziel wählten wir als Ausgangspunkt für einen Ausflug nach Bursa. Zeytinbagi (‚Olivengärtchen') mit seinem kleinen Fischerhafen liegt an einem Stück Steilküste am Eingang zu einer appendixartigen Bucht, die recht weit nach Osten einschneidet. In diese Richtung weist auch die Einfahrt, der noch ein kleineres Kap vorgelagert ist.
Im nicht von Fischern oder lokalen Sportbooten belegten Teil des Hafens wird's für uns zunächst nur deshalb eng, weil eine Gruppe Fahrtenyachten hier ihre Rundfahrt unterbricht; am nächsten Tag können wir zusammen mit zwei weiteren Seglern bequem längsseits gehen. Strom gibt's nicht, bei der hier stationierten Coastguard kann man aber Akkus laden lassen. Außerdem hat hier ein kleinerer Frachter namens ‚Imrali' seinen Liegeplatz; dessen Besatzung versorgt die gleichnamige Gefängnisinsel.
Der vom Hafen etwas abgesetzte Ort hat uns mit seinem ursprünglichen Charakter(alte Bausubstanz, schöner Baumbestand, nette Promenade) sehr gut gefallen; die Busfahrt nach Bursa dauert gut eine Stunde, den Ausflug haben wir nicht bereut.

Strecke: 20,0 sm

10.07.
'Ferienspaß' mit Alex

ZEYTINBAGI nach KARSIYAKA

Unser nächstes Ziel liegt knapp 40 sm Richtung Westen, der Schlag wird bei hoher Bewölkung zu einer reinen Motorboot-Tour. Der leichte Dunst trägt sicher dazu bei, daß der Blick hinüber zum nackten Eiland Imrali zu eher nebulösen Fantasien anregt. Die verfliegen irgendwann sehr schnell, als ich erst kurz vor unserem Bug eine braune Leine schwimmen sehe - ausweichen zwecklos, Schraube kommt auch nicht rechtzeitig zum Stillstand, Badepause.
Das Hindernis gehört offenbar zu irgendeinem auf dem Meeresboden liegenden Fanggeschirr und ist reichlich lang. Wir schießen das Ende so weit wie möglich auf und markieren es mit einer Mineralwasser-Plastikflasche; eine Stunde Zwangspause.
Karsiyaka ist ein garnicht so kleiner Fischerhafen, in dem zahlreiche Trawler pausieren und einlaufende Sportboote etwas besonderes zu sein scheinen; jedenfalls werden wir schon beim längsseits gehen von einer Traube Jugendlicher begrüßt und wortreich kommentiert.
Der Ort selbst ist sehr naturbelassen und von Wohlstandserscheinungen so gut wie unberührt. Aber: die südwestlich verlaufende Mole hat am Kopf eine Verlängerung nach Westen erhalten; mithin ist die Einfahrt recht eng geworden, der Schutz im Hafenbecken aber sicher deutlich besser.

Strecke: 36,9 sm

11.07.
Ilhanköy

KARSIYAKA nach ILHANKÖY

Ein Halbtagestörn wieder unter ‚eiserner Fock' bringt uns in diesen kleinen Ort, an dem das aufregendste die Unreinheiten sind, auf die man schon deutlich vor der Einfahrt achten muß.
Wir finden mal wieder eine Lücke zum längsseits festmachen zwischen einem Trawlerpäckchen und einem ‚Lustdampfer' und ein Wirt gibt uns Landstrom.
Morgens gibt's irgendwo eine Brotausgabestelle und der Spaziergang zu einem Hügel am Ortsrand belohnt uns mit einem schönen Blick über Dorf, Hafen und Küste.

Strecke: 21,4 sm

12.07.
Ilhanköy

ILHANKÖY zur INSEL PASALIMANI

Balikli an der Südseite der Marmarainsel Pasalimani soll eine schöne Ankerbucht aufweisen, also nichts wie hin. Und tatsächlich gibt's auch Wind aus Nord, sodaß wir erst raumschots und später mit halbem Wind ans Ziel geweht werden.
Die Bucht ist recht weit aber nur nach Süden hin offen, das Landprofil dürfte allerdings Fallwinde aus dem 4. und 1. Qudranten begünstigen. Balikli ist ein einfacher, netter Badeort mit einer kleinen Ferienhaussiedlung - Fischfang, kleinbäuerliche Landwirtschaft, lokaler Tourismus.
Wir ankern an der Ostseite der Bucht auf etwa fünf Metern über Sand. Vor dem Strand baden zwei türkische Familien, amüsieren sich mit Ball und Gummiboot - die Männer in Badehose, die Frauen mit Kopftuch und knöchellanger Straßenkleidung; unweit davon räkeln sich zwei Türkinnen im Bikini in der Sonne...

Strecke: 9,0 sm

13.07.

BALIKLI nach MÜREFTE

Am späten Vormittag gehen wir Anker auf; der schwache nördliche Wind, immerwährender Optimismus und ein vielleicht netter Anblick von Land aus motivieren uns zum setzen des Groß. Auf den Schub der Maschine können wir dennoch bis zum Ziel nicht verzichten.
Vorbei an den kahlen Marmara-Eilanden und durchs Verkehrstrennungsgebiet erreichen wir wieder Mürefte. Nach gut einem Monat mit dem Besuch Istanbuls, einem Abstecher ins Schwarze Meer und dem Törn durchs Marmara Meer hat sich ein kleiner Kreis geschlossen. Als wir an diesem Samstag ins Hafenbecken, das am Wochenende gerne als Freibadersatz genutzt wird, einfahren, werden wir vom Hafenmeister Kemal Ergene per Megaphon willkommen geheißen und die anschließende persönliche Begrüßung läßt nicht vermuten, daß er nur seine Flüstertüte vorführen wollte.
Kemal lädt uns zu einem Abendessen mit Musik, das für Einheimische Gäste von einem ortsansässigen Sektproduzenten gesponsert wird, ein. Und er testet seine Blutegel an meinem linken ‚Schwabbel'-Knie; dazu werde ich in seine Wohnung gebeten und von den Eheleuten liebevoll betreut.
So kommt's, daß wir dieses Mal sogar drei Tage hier verbringen.

Strecke: 23,7 sm
Liegegeld: 5 Mio. TL/Tag, inkl. Strom (> 3 Euro)

16.07.

MÜREFTE nach CANAKKALE

Zur Vermeidung eines ‚Ganztags-Grills' legen wir bereits um 3.00 Uhr ab; nach neunstündiger Fahrt unter Maschine machen wir in Canakkale fest.
Der Törn verläuft weitgehend ereignislos. Vor der letzten großen ‚Biege' oberhalb Canakkale bereiten wir uns auf die Querung des Verkehrstrennungsgebietes vor, lassen noch einen dicken Maersk Containerfrachter passieren. Dessen Heckwelle bleibt (scheinbar) aus, wir gehen rüber.
Dann kommt die Welle doch noch. Nur eine, aber die reicht aus, ‚Merlin' so rollen zu lassen, daß Alex - an Deck auf Plichthöhe dösend - sofort über Bord geht. Fahrt raus, Kurt geht ins beigeholte Dinghi, Schleppleine gefiert, Annäherung an den ‚Havaristen', Beiboot mit nebenher schwimmendem Hund wieder längsseits geholt, ich steige dazu, Kurt sorgt für Gewichtsausgleich während ich Alex ins Dinghi zerre, Kurt geht zurück an Bord, gemeinsam hieven/schieben wir 30 kg Seehund aufs Deck - MOB-Manöver erfolgreich abgeschlossen. Alex zieht sich ins Cockpit zurück, wir nehmen wieder Fahrt auf und freuen uns, daß es während der Aktion keinen Schiffverkehr gab.

Strecke: 52,4 sm
Liegegeld: 10 Mio. TL/Tag, o. Strom+Wasser (> 6 Euro) m. Dusche/WC

18.07.
Auf Bozcaada

CANAKKALE nach BOZCAADA

In den Dardanellen verzichten wir aufs segeln. Als wir nach 15 sm den Ausgang erreichen und Zielkurs aufnehmen, kommen uns 5 Bf genau von Bozcaada entgegen. So erreichen wir die kahle, hügelige Insel nur motorend. B. ist ein beliebtes Ausflugsziel und durch eine Autofähre auf der kürzestmöglichen Strecke mit dem Festland verbunden.
Im kleinen Fischerhafen reihen sich nette Lokale aneinander, im Ort gibt's bewirtschaftete Parkanlagen und über dem Marinateil des Hafens thront ein mächtiges Kastell.
Entsprechend der Gestik des Hafenmeisters machen wir längsseits nahe der Einfahrt an der langen Mole fest; Strom und Wasser gibt's gegen Aufpreis, die Toiletten sind für größeren Andrang ungeeignet. Und der stellt sich am nächsten Tag ein, weil die Insel von der Regatta Istanbul -Cesme angelaufen wird; wir müssen vor Heckanker festmachen.

Strecke: 26,2 sm
Liegegeld: 10 Mio. TL/Tag, für Strom+Wasser 50% Aufschlag

21.07.


Behramkale

Assos

BOZCAADA nach BEHRAMKALE/ASSOS

Der Wind weht inzwischen aus nördlichen Richtungen, pustet ins Groß und die ausgebaumte Genua, bis wir nach etwa 20 sm ums Kap müssen, zunächst nach SO, dann Richtung O. Und das wird dann wegen häufig wechselnder Windrichtungen und -stärken eher unkomfortabel. Wir befahren die Gewässer zwischen türkischem Festland und der Nordküste von Lesbos.
Assos klebt förmlich am Fuß der Steilküste unterhalb des Tempels. Der Hafen ist an sich nur für Fischerboote vorgesehen, die entlang der Mole liegen; auf der Landseite steht Hotel an Hotel (architektonisch akzeptabel gelöst) und jedes hat seine Speiseterrasse direkt am Wasser. Offensicht- lich ein Urlaubsort für ‚Besserverdienende'.
Wir warten die Abfahrt eines größtenteils die Einfahrt belegenden Ausflugbootes ab, ehe wir uns rein trauen. In der vorderen Hälfte, in der die Tiefe noch ausreicht, sehen wir eine Lücke, in die wir Bug voran gehen können; dazu müssen wir den Heckanker praktisch unmittelbar vor den Restaurants ausbringen. Wir bändseln eine Markierungsboje an die Ankerleine; das erleichtert den häufig passierenden Fischern die Orientierung und bewahrt uns vor Ungemach.
Hinauf ins alte Assos bringt uns ein Shuttle. Bei einem Kaffee unter Weinspalier und Platanen bietet sich ein weiter Blick ins Land hinein. Oberhalb des Dorfes vom Ausgrabungsareal der Tempelanlage aus schweift das Auge dann hinüber nach Lesbos und in Richtung unseres nächsten Zieles, die Inselwelt um Alibey.

Strecke: 38,7 sm

22.07.

Alibey



Pergamon

ASSOS nach ALIBEY/AYVALIK

Bei den gewöhnlich guten Sichtverhältnissen gelangen wir durch das archipelartige Revier vor Alibey problemlos in die ausgetonnte, kanalähnliche Zufahrt zur Bucht von Ayvalik. Anstatt die Setur-Marina in Ayvalik anzusteuern, entscheiden wir uns, nach der Passage an Backbord die Liegemöglichkeiten auf der Alibey-Insel zu eruieren.
Wir werden bald zu einem Platz an einem größeren Flachdachbau mit daneben aufgebauten Restauranttischen gewunken und machen römisch-katholisch vor Mooring fest. Wie sich herausstellt, handelt es sich um eine Anlage der Fischer-Kooperative, die überwiegend von Dauerliegern genutzt wird; es gibt Strom und Wasser aber nur eine nicht weit entfernte öffentliche Toilette (gut gewartet).
Sollte es am Liegeplatz Verständigungsprobleme geben, empfehle ich, nach ‚Günner Aleman' (Günther, der lange in Deutschland arbeitete) zu fragen.
Vom Liegeplatz aus gesehen schließt nach Westen eine Anlage an, auf der auch größere Boote an Land genommen werden können. Richtung Osten beginnt eine lange Flaniermeile, die teilweise auch als Anleger für Ausflugsboote genutzt wird - dementsprechend geht's hier zeitweise recht lebhaft zu.
Von der Insel Alibey (die über einen kurzen Damm mit dem Festland verbunden ist) fahren Linienbusse nach Ayvalik. Dort gibt's einen großen Basar und man nimmt von hier den Dolmus nach Bergama/ Pergamon. Die dortigen antiken Stätten - gleich, wie man dazu steht - sind wohl für jedermann ein lohnendes Ausflugsziel.

Strecke: 18,9 sm
Liegegeld: 8 Mio. TL/Tag, inkl. Strom+Wasser

27.07.
Delfin-'Attacke'

ALIBEY nach MYTILINI/LESBOS

Wenn Lesbos schon ‚vor der Tür' liegt und außerdem eine schöne Insel ist: nichts, wie hin!
Am späten Nachmittag umrunden wir den Molenkopf mit dem unbenutzten, towerähnlichen Gebäude, lassen den Fährhafen an Steuerbord und bereiten das Längsseitsgehen am Ostkai, wo schon mehrere Sportboote liegen, vor. Dabei rufen uns zwei Hafenpolizistinnen mehrfach die Frage zu: "where do you come from?"; wir bitten um Geduld. Als wir festmachen, wird die Frage präzisiert: " from greece or turkey?" Daher also weht der Wind. Nach wahrheitsgemäßer Antwort werden wir an den Liegeplatz beim Zoll im Fährhafen verwiesen und dort findet dann - verbunden mit respektheischenden Wartezeiten - die Einreiseprozedur für Besucher aus Nicht-EU-Ländern statt.
Die gestrenge Beamtin taut etwas auf, nachdem ich meine kargen Griechisch-Sprachkenntnisse ausgespielt habe, übersieht, daß mein Personalausweis abgelaufen ist (den Reisepaß wollte ich zunächst schonen) und verweist uns dann zur nächsten Station, der Hafenpolizei. Zuvor dürfen wir wieder an unseren urspünglichen Liegeplatz.
Eine kleine Stärkung muß sein und dann ab in die Höhle der Verwal-tungslöwen. Um es kurz zu machen: man fordert das Eintrittsgeld von 5,50 Euro/lfd. m Schiffslänge. Ich werde ungehalten und grundsätzlich, verweise darauf, daß ich als Bürger eines EU-Nettozahlerstaates mit meinen Steuern die Komplementärmittel für Griechenlands Marinainvestitionen mitfinanziert habe. Nutzt nix. Ich verweigere die Zahlung, wir werden zur Ausreise aufgefordert.
Ich ziehe die ‚Ouzo-Karte' (kann wegen bereits gehabten Ankommers die Bootsführung nicht mehr verantworten), wir werden bis Sonnenaufgang geduldet.
Nach gemütlichem Frühstück kehren wir um 10.00 Uhr Lesbos den Rücken (ist Geiz wirklich geil, oder ging es ums Prinzip?). Strecke: 16,2 sm

28.07.
Inseln um Bademli

LESBOS nach BADEMLI LIMANI

Freundliche südliche Winde pusten uns den Restgroll von der Seele auf unserem Schlag quer rüber und zurück ins ‚Segelparadies Türkei'. Diese Tintenpisserei in Griechenland nervt einfach, und das gibt's hier nicht.
Den Tip ‚Bademli' gab uns ein älterer Türke, der in Alibey neben uns die Motoryacht eines Besserverdienenden als Skipper betreute - dafür nochmals Dank! Im vorderen, noch befahrbaren Teil der Bucht vor Bademli sollte man auf der Südseite (vor den vereinzelten Häuschen) ankern. Dort hält der Grund ungleich besser als auf der Straßenseite, wo starke Verkrautung zu unangenehmen Überraschungen führen kann (wie wir selbst erfahren mussten). Auf der unbefestigten Uferstraße geht man gut 30 Minuten bis in das Dorf Bademli; was man dort nicht bekommt, gibt's sicher in Dikili (ca. 10 Minuten mit dem Dolmus).
Mit dem Beiboot kommt man nicht nach Bademli, da die Bucht bald nach den Ankerplätzen sehr flach wird und völlig verkrautet ist.

Strecke: 13,7 sm

01.08.
Yenifoca

BADEMLI LIMANI nach YENIFOCA

Yenifoca ist nicht nur eine ganz nette ‚Sommerfrische' der Türken, sondern offenbar auch bei unseren Landsleuten beliebt; immerhin sind etwa 120 deutsche Familien hier mit Häusern registriert. Einer von ihnen, der ganzjährig hier lebt, ist uns auch bei der Liegeplatzsuche behilflich.
Denn Yenifoca hat keinen Platz für Gastlieger. Wir machen vor Heckanker fest und können sogar einige Tage bleiben; Kurt fährt mit dem Bus nach Izmir, um seine Rückflugmöglichkeiten zu klären. Auf Anforderung öffnet der Hafenmeister vorübergehend den Wasserhahn (den Wucherpreis zahlten wir nicht), für eine Nacht bezogen wir Strom von einem Restaurant (viel zu teuer!), unsere Gasflasche wurde gefüllt, Diesel holten wir in Kanistern.

Strecke: 17,7 sm

04.08.



YENIFOCA nach KAYNARPINAR

Kaynarpinar an der oberen Ostküste der Halbinsel Karaburun ist ein kleiner Fischer- und Urlaubsort in begrünter, wasserreicher Hanglage. Der Hafen ist so klein und belegt, daß allenfalls hinter dem Südteil der Mole drei Segler Platz finden (einer längsseits, zwei vor Bug-, Heck- anker bzw. im Päckchen).
Strom und Wasser (außer in Kanistern aus z.B. einer Quelle) gibt es nicht; neben dem Hafen liegt am Wasser das einzige Restaurant. Im Hafen als auch vor der Einfahrt läßt sich gut baden. Lohnend sind Wanderungen bergan ins Hinterland oder Ausflüge per Linienbus nach Karaburun (an der Nordost-Ecke) bzw. auf der Küstenstraße um die ausgedehnte Bucht herum nach Izmir.
Diese Möglichkeit nutze ich auch, um vor Ort die Möglichkeiten eines geplanten längeren Aufenthaltes in Urla/Izmir zu klären.
Abends wandeln Einheimische und türkische Urlaubsgäste am Hafen, viele interessieren sich für uns und wir können schnell mit den Men- schen in Kontakt kommen.

Strecke: 22,5 sm

07.08.

Kaynarpinar


Urla/Golf v.Izmir

KAYNARPINAR nach URLA (IZMIR)

Letzter Törntag für Kurt. Mittags gehen wir raus und haben Wind aus dem 2. und 3. Quadranten um 4 Bf. Zwischen Karaburun und den vorgalagerten, unbewohnten Inseln fahren wir weiter in den Golf von Izmir hinein, können endlich einmal überwiegend segeln und erreichen kreuzend unseren Zielhafen - zum Abschluß also noch ein schöner Segeltag. Als wir in den Fischer- und Sportboothafen von Urla einfahren, werden wir schon vom Hafenmeister (Önder Günesliler, Mittsechziger, immer weiß gekleidet und mit Motorroller im Hafen unterwegs) erwartet und eingewiesen.
Wir machen vor Heckanker (markiert) zwischen einheimischen Dauerliegern fest; Strom und Wasser sind vorhanden. Plätze für Gastlieger sind rar und eigentlich nur verfügbar, wenn Dauerlieger unterwegs sind. Der Hafen wird von Fischern, ein bis zwei größeren Forschungsschiffen sowie zahlreichen Restaurants dominiert. Grundversorgung ist um den Hafen herum gewährleistet, die Kleinstadt Urla erreicht man per Dolmus nach etwa 10-minütiger Fahrt landeinwärts; dort gibt's ziemlich alles, nur keine Wäscherei. Nach Izmir fährt der Dolmus in Gegenrichtung immer an der Küstenstraße entlang (ca. 40 Minuten); an der Endstation steigt man in städtische Linienbusse um.

Strecke: 20,5 sm
Liegegeld: 3 Mio. TL/Tag (ca. 2 Euro), inkl. Strom +Wasser


In Urla ist Crewwechsel, Kurt geht und Chris sowie ein befreundetes Paar (Ilona und Roman) kommen an Bord. Unser weiterer Törn: um Karaburun herum, an Cesme vorbei, Abstecher nach Samos und zurück zum nächsten Crewwechsel nach Kusadasi.
Danach noch einmal Samos, von dort Arki und Lipso, Kalymnos, Bodrum, Golfe von Gökova und Hisarönü (zwischendurch Abstecher nach Nisiros und Symi) und Ziel Marmaris.