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Helgoland, Channel, Scillies, Vigo
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Vorbemerkungen:
Da Wolf auf die Hamburger Sommerferien Rücksicht nehmen musste, starteten wir zu dieser
Reise erst am 24. Juli 2000. Eine wesentliche zeitliche Vorgabe bestand darin, die Biskaya bis
Ende August hinter uns gelassen zu haben.
Die Route entlang der englischen Südküste wählten wir aufgrund der Empfehlung eines Vereinskameraden
(eines ehemaligen Berufs-Nautikers), der dafür die bessere Abdeckung gegen
die vorwiegend aus NW zu erwartenden Schlechtwettereinflüsse ins Feld führte.
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Tag 001 24.07.00 Helgoland |
Sanitäranlagen (am Sportboothafen) sind privat bewirtschaftet und nur zu bestimmten Zeiten geöffnet.
Aufgrund eines Defektes am Unterwasserschiff musste das Boot aus dem Wasser. Obwohl man auf Helgoland
darauf kaum eingerichtet ist, wurde uns durch die Fa. Lösche (DM 70,-/Std.) sowie das WSA (Kran, ca. DM 180,-/Std.) zügig und effektiv geholfen.
- Diesel: DEM 1,12
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Tag 004 - 005 Helgoland - Den Helder |
- 156 NM / 31.5 h
Innerhalb der Küstenverkehrszone vor den Ost-/Westfries. Inseln 'hangeln' wir uns an der Grenze des Verkehrstrennungsgebietes entlang; nachts werden wir von
einem Kat der 'German Coast Guard' in grelles Licht getaucht und aufgefordert, nicht zu dicht an die TSS heranzugehen.
- Liegegebühren: HFL 24,40
- Diesel: HFL 1,80
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Tag 006 - 008 31.07.00 Den Helder - Dover
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- 203 NM / 41.5 h
Wir setzten zunächst von der S-Ansteuerungstonne Kurs
auf Tonne IJ5 der Ijmuiden-Zufahrt ab, gingen dann SW
auf die Gasplatform mit Racon(B), weiter zu den Kardinaltonnen bei 52°12,8N / 03°22.2E (zu denen wir uns infolge
Nebels bei Einfahrt in das TSS Noord Hinder zurückzogen), querten das TSS bei Tonne NHR-N und anschließend die
Deep Water Route, um dann entlang der Grenze zum TSS innerhalb der engl. Küstenverkehrszone Richtung Dover zu
gehen. Die gewählte Route war nicht die kürzeste, aber streßarm ( am Morgen des 25.7. hatte die engl. Yacht Tuila Ijmuiden mit Ziel Dover verlassen und wurde vermißt).
Wir erreichten Dover um 06.00 Uhr, eine bezüglich des Fährverkehrs günstige Zeit, und konnten ohne Port Control in den
tidenabhängigen Teil der Marina gehen; auch ankern wäre möglich gewesen.
TO-Yacht 'Lewanna' liegt drei Finger weiter, will 'rumgehen'.
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Liegegebühren: £ 18,15 |
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Diesel: £ -,31 |
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Tag 009 Dover - Rye
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Als wir nach dem tanken gegen 10.15 Uhr den Hafen verlassen wollen, erwartet uns schon Port Control auf einem
Begleitboot und mahnt zur Eile. Nachdem wir die Südeinfahrt passiert haben, strebt ein Hovercraft-Ungetüm mit viel otischem und akustischem Getöse seiner Station zu.
Wenn wir schon wegen der vorherrschenden Windrichtung
viel motoren müssen, wollen wir bei herrlichem Wetter wenigstens von Dover bis Folkstone kreuzen, zumal wir tidebedingt ohnehin erst abends vor Rye stehen müssen.
Dort warten wir auf genügend Wasser zur Querung der
Barre (das angeblich vorhandene Lichtsignal erkennen wir
nicht, über VHF gibt's keine Antwort). Gegen 22.30 Uhr gehen wir 'rein', der Strom setzt beachtlich und gut eine NM
flußaufwärts setzen wir im markierten Fahrwasser auf einer Sandbank auf, werden quer gedrückt, das Wasser gurgelt an Bug und Heck vorbei; es dauert, bis wir freikommen.
Die ganze Szenerie wirkt gespenstisch: Spieren und Dalben ragen in die Nacht, Fischerboote zerren an Moorings, andere liegen (noch) in Seitenarmen im Schlick, Silhouetten obskurer Gebäude und Schuppen sind zu ahnen. Irgendwo an
Backbord soll ein Seitenarm zum Sportboothafen von Rye führen; wir können uns nicht vorstellen, daß das rote und grüne Lämpchen, die wir passieren, den Abzweig markieren.
Wenig später eine Biegung nach rechts, an Backbord liegen kleinere Fischkutter, auf denen sich Leben regt und etwa 200m nach der Biegung zeichnen sich Umrisse einer Brücke
ab...
Wir müssen wenden, haben wieder Grundberührung, ein Steuerseil reißt! Es wird lebhaft an Deck: Heckanker über Bord, ich wate ans Ufer, erklimme mit reichlich Leine die Abbruchkante einer Weide, auf der sich ein Baumstumpf befindet; wenn 'Merlin' gleich freikommt, kann sie wohl nicht
mehr weg. Weiter vorne entdecke ich noch einen 'Poller',
also gibt's einen weiteren Festmacher. Wenig später hätte
ich schon zurück schwimmen müssen, das Wasser steigt
irre schnell.
Die fishermen am anderen Ufer, weniger als
20m entfernt, sind keine friends: niemand interessiert sich
für unsere Lage, alle rüsten sich zum auslaufen. Später
weist man uns auf einen Kutterveteranen hin, an dem wir
längsseits gehen können. Mit Notpinne und umständlichen
Maschinenmanövern gelingt uns das. Schon jetzt steht fest:
Rye werde ich nicht vergessen...
Am sonnigen Morgen stellt sich heraus, daß Rye selbst - oberhalb des Flusses gelegen - so malerisch ist, daß man
ihn als Ort eigentlich auch nicht vergessen kann. Und in dem
kleinen Stadthafen, der ein gutes Stück vom Fluß entfernt
liegt, hätten wir auch gerne festgemacht.
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Tag 010 Rye - Eastbourne |
- 21 NM / 8,5 Std.
Wir verließen Rye am Nachmittag mit ablaufendem Wasser, hatten 6 Bf aus westlichen Richtungen und die
Strömung gegen uns. Unsere Erfahrung mit den Strömungsverhältnissen in diesem Revier: Bei kurzen (Halbtages-)
Schlägen unbedingt die Strömungsverhältnisse berücksichtigen, hat man einen langen Törn vor sich, kann man sich
die Strömungsrichtung ohnehin nicht aussuchen, aber Vorteil und Handikap gleichen sich im Verlauf eines Tages aus.
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Liegegeld: £ 20,35 (Nicht mehrere Tage im voraus bezahlen! Will man früher weg, gibt's nichts zurück.) |
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Diesel: £ -,33 |
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Tag 011 Eastbourne - Brighton |
- 31,4 NM / 6,75 Std.
Abgelegt um 01:15 Uhr, um die günstigste Strömung zu nutzen. Ergebnis: eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 4,7 kn bei 4 Bf und 1,25 Motorstunden. Das wäre noch etwas besser ausgefallen, wenn ich bei Eingabe des WPT für Brighton nicht in alter Gewohnheit die Länge E statt W
eingegeben hätte...
Uns wird ein Platz neben 'Lewanna' zugewiesen.
Welche Art von Marina uns erwartete, wußten wir. Der Ort
Brighton jedoch hat mich maßlos enttäuscht; ich rechnete
mit einem gepflegten Seebad à la Scheveningen...
- Liegegeld: £ 21,45
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Tag 012 06.08.00 Brighton - (Bembridge) Portsmouth |
- 56,3 NM / 11,25 Std.
Urlaubszeit, Wochenende, gutes Wetter: Bembridge beantwortet unser VHF-Liegeplatzansinnen abschlägig. Auch in
- Portsmouth wird's eng, aber die Gosport Marina, deren Erweiterung fast abgeschlossen ist, hat noch einen Platz (o. Strom) für uns.
- Liegegeld: £ 20,00
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Tag 014 Portsmouth - Weymouth
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- 69 NM / 14,5 Std.
Mein erster Tag als 'Alleinunterhalter'. Ablegen um 06.00
hat sich gelohnt. Dickschiffe mit Ziel Southampton liegen
noch auf Reede, was rauskommt ist nicht nennenswert.
Also: rein in den Solent, vorbei am Segler-Mekka (die
Tonnen der Cowes-Week liegen noch aus) und durch die
'Needles'; als Newcomer überkommt mich eine gewisse
Ehrfurcht. Dann die Ernüchterung: ich teile Bernd, der
sich allerdings in der Luft besser auskennt als auf dem
Wasser, per SM meinen Standort mit. Antwort: wo ist das
denn?
In der weiten Bucht vor Weymouth fällt der Anker, ich
leiste einem Stahlschiff-Kollegen der Royal Navy Gesellschaft. Nach Einbruch der Dunkelheit gibt's noch ein Feuerwerk - das wäre nun wirklich nicht nötig gewesen...
Am nächsten Tag fahre ich in das malerische Häfchen;
es lohnt sich - nicht nur wegen des billigen Diesel. (Die
Marina liegt hinter einer Stadtbrücke, die tagsüber stündlich öffnet.)
- Diesel: £ -,22 (Tankwart ggf. über VHF CH. 6 rufen)
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Tag 016 Weymouth(Dartmouth) - Brixham |
- 59 NM / 13.0 Std.
'Bill of Portland' erweist sich als eine kabbelige Ecke.
Nachmittags gibt's einen freundlichen Fünfer, mit dem ich
Dartmouth aber nicht anliegen kann. Also: ankern in Brixham (bei Wind aus N bis O wäre ich in den Hafen gegangen.)
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Tag 017 Brixham - Falmouth
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- 72,6 NM / 13.25 Std. (nur unter Maschine)
Da bei meiner abendlichen Ankunft keine der angerufenen
Marinas antwortet, ankere ich im Bereich des kommunalen
Sportboothafens, in dem auch reichlich Mooring-Bojen ausliegen. Der Service-Bereich ist gut organisiert.
TO-Yacht 'Adio' liegt hier ebenfalls.
- Liegegeld: £ 5,10
- Diesel: £ -,37
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Tag 019 12.08.00 Falmouth - St. Mary's/Scillies
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- 63,9 NM / 12,0 Std. (nur unter Maschine, mit Stützsegel)
Die etwa 30 Mooring-Bojen sind fast alle besetzt, ich ankere unweit des Seenotrettungskreuzers, der quasi die Aussengrenze des Liegebereiches markiert. Hafenmeister Jeff
und seine Crew motoren emsig umher, sorgen für Ordnung
und kassieren.
Bei freundlichem Wetter sind die Scillies zweifellos etwas
besonderes; man erschließt sie sich wandernd und per Ausflugsboot.
Wem die öffentlichen Sanitäreinrichtungen mit Münzduschen im Hafengebäude am Fähranleger zu urig sind, dem
empfehle ich das Angebot im Harbour Hotel, wo man sich
in der Naßzelle nicht belegter Zimmer pflegen kann.
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Liegegeld: £ 10,00 (ohne jegliche Zusatzleistung, Wasser
nur gegen Bezahlung) |
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Diesel: £ -,35 (Achtung: tanken kann man nur vormittags
nach ablegen der Fähre. Die mobile 'Tankstelle' - ohne Automatik-Zapfpistole - steht auf dem Anleger, vom Boot aus
nicht einsehbar. Ich rate, ein Crewmitglied nach oben zur Beobachtung zu schicken; ich sollte das Doppelte der getankten Menge bezahlen ('Sorry, I forgot to reset the gauge'...). |
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Tag 022 - 035 Scillies - Vigo
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- 721,1 NM / 298,25 Std.
Auch aus Respekt vor der Biskaya und um mich als Einhand
-Segler von den Schifffahrtswegen fern zu halten, setze ich
am 15.08.- ermutigt durch eine günstige 5-Tage-Wetterprognose - Kurs auf Cap Finisterre ab. Um 10.45 Uhr gehe ich
Anker auf zu meinem ersten Blauwasser-Törn.
Meine herausragenden Eindrücke/Erlebnisse:
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Winde vorwiegend aus südlichen Richtungen (max.
7 Beaufort) |
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Wasser von spiegelglatt bis zu heftigem Seegang
(dann aber zumeist mit langgezogener Welle) |
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als problematisch bei oberflächlich ruhiger See
empfinde ich Wasserbewegungen, die ein erhebliches Rollen verursachen (Verletzungsgefahr auch
unter Deck) |
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Wettergeschehen ist bei guten Sichtverhältnissen besser verfolgbar als in Landnähe |
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fantastische Wolkenbilder in großer Form- und Farbenvielfalt im 360°-Panorama |
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kaum Schiffsverkehr, nur gelegentlich ein Trawler |
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bei Annäherung an die Schifffahrtswege östl. meiner Route werden Bitten um Nachrichtenübermittlung fast immer erfüllt |
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Besondere Vorkommnisse: Verlust der Erstbrille (trotz Sicherung) bereits am ersten Tag, Bruch eines Steuerseiles, an Deck ausgerutscht und mit
Kopf auf eine Ecke des Aufbaus aufgeschlagen (Platzwunde über dem rechten Auge).
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Bei Ankunft in Vigo muß ich feststellen, daß (gemäß Beschilderung) die Marina besetzt ist, jedoch nicht mehr
das Büro (nach 19.00 Uhr). Nachdem ich im Hafen die Suche nach einer Liegeplatzalternative aufgenommen habe,
erreicht mich über CH.16 ein Ruf der TO-Yacht 'Lewanna',
demzufolge ich in der Marina noch unterkommen kann.
Dank der Lewanna-Crew, die mich bei einem Spaziergang
von der Mole aus gesehen hat, liege ich nach 20 Tagen
wieder an einem Steg!
- Liegegeld: Pts 2.610
- Diesel: Pts 83
weiter zum Teil Portugal
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